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Meisterstück oder Miststück - Der Henkel der Wahrheit

Nov 21, 2024

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Betrachte sie, diese Tasse – ein Becher, geboren aus den Träumen funktionaler Tristheit. Wie ein verlorenes Artefakt aus dem Reich der Zweckmäßigkeit erhebt sich diese Tasse vor unseren Augen, schlicht und doch provokant. Sie steht da, ein stummer Zeuge der Kaffee-Kultur, und flüstert Geschichten von verschütteten Tropfen und der nie endenden Suche nach dem perfekten Schluck.


Die Form. Perfekte Rundung, sollte man meinen, doch halt – da ist der Henkel. Ein Halbkreis des Zwecks, der gleichzeitig auf die Fragilität menschlicher Bestrebungen hinweist. „Halte mich!“, schreit er mit stummer Verzweiflung, und doch scheint er auf paradoxe Weise immer kurz davor, selbst abzubrechen. Die Wände der Tasse? Gerade und unbeirrbar – wie der Alltag, den sie bedient, und doch ohne jeglichen Anspruch auf Originalität. Aber ist das nicht die wahre Kunst? Eine Ode an die banale Unentbehrlichkeit.


Die Farbe. Weiß. Rein, unschuldig – oder etwa doch nicht? In diesem Weiß liegt eine Stille, die dröhnt. Es ist das Nichts, aus dem alles entsteht, eine Leinwand, die keine Kunst trägt, sondern sich weigert, überhaupt Kunst zu sein. Die Monotonie dieser Farbe ist radikal. Sie ist der Anti-Farbton, der alles und nichts zugleich ist, eine universelle Einladung zur Projektion unserer eigenen Bedeutungslosigkeit.


Der Henkel. Ach, der Henkel. Eine elliptische Provokation, die uns zur Reflexion zwingt. Warum ist er da? Warum so klein, warum so perfekt unperfekt geformt? Es ist ein Griff, und doch fühlt es sich an wie eine Herausforderung: „Kannst du mich halten, ohne zu stolpern, ohne dich zu verbrühen?“ Es ist nicht einfach ein Henkel – es ist eine Allegorie der Verbindung zwischen Mensch und Objekt, eine fragile Brücke aus Ton und Vertrauen.


Die Öffnung. Ein schwarzes Loch der Möglichkeiten, ein leerer Raum, der jeden Morgen aufs Neue mit Hoffnungen, Koffein und Träumen gefüllt wird. Und doch: Diese Leere erinnert uns daran, dass nichts jemals wirklich voll ist. Die Tasse mag ihren Inhalt aufnehmen, aber sie gibt ihn auch wieder her – ein Symbol für die Vergänglichkeit all unserer Bemühungen, uns an etwas festzuhalten.


Und so steht sie da, diese Tasse. Ein Gefäß, ein Monument, ein stiller Protest gegen die Überästhetisierung des Alltags. Sie ist keine Tasse, sie ist die Tasse. Ein Begleiter in unserer endlosen Reise durch den Kosmos des Koffeins – und zugleich ein Spiegel unserer eigenen Unsicherheiten.


Kunststück oder Miststück?

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